konquistadoren, kapital und kirche
eine kleine kriminalgeschichte des christentums der neuen welt und von widerstand und freiheitskämpfen der völker Amerikas


von heiner jestrabek


 

editorische notiz:

Goethe verehrte Wieland sehr. eines tages sprach man bei tisch von den schwierigkeiten und der vertraktheit mit der deutschen rechtschreibung. "ich halte sie mir nach möglichkeit vom halse", sagte Goethe. "wenn man will mache ich in jedem brief schreibfehler - und keine komma. dabei beruhige ich mein gewissen mit der meinung des verehrten Wieland: "religion und interpunktion sind privatsachen!"

 

seit über 500 jahren sind die völker Amerikas einem grausamen system von kolonialismus und neokolonialismus ausgesetzt. päpste missionare und ordensleute sorgten für die ideologische rechtfertigung dieser systeme. kleriker wurden zu ausbeutern unterdrückern und mördern. dies war die regel. einige christen verstanden und verstehen sich als anwälte der unterdrückten. diese waren und sind aber immer eine minderheit ohne einfluss und bestenfalls die ausnahme von der regel.

vor drei jahren wurde des 500. jahrestages der Kolumbus-"entdeckung" der neuen welt gedacht. für die völker Amerikas gab es da nicht viel zu feiern. bedeutete dieses jubiläum doch auch dass über 500 jahre lang geschichte des kolonialismus und neokolonialismus geschrieben werden mussten. 500 jahre Amerika bedeuten auch 500 jahre kirchliche komplizenschaft mit konquistadoren sklavenhaltern und ausbeutern. päpste missionare und ordensleute sorgten hierbei für die ideologische rechtfertigung - für den ideologischen überbau all dieser unmenschlichen herrschschaftsverhältnisse.

nicht die schlechtesten vertreter des christlichen spektrums beteiligten sich an aktionswochen und solidaritätsaktionen. sie arbeiteten die eigene geschichte sehr kritisch auf und nannten die schuldigen beim namen. aber - einige aspekte und fakten wurden häufig ausgeklammert:

einerseits wurde die üble rolle der kirche verharmlost - aktive tätern wurden gar zum angeblichen gewissen der mordenden konquistadoren. den wenigen weissen schafen unter den schwarzen gesellen wie z.b. Bartholomé de las Casas ein viel zu grosser einfluss zugeschrieben. vor allem aber - und das empört den autor am meisten - wurde den ureinwohnern Amerikas häufig allein die rolle der duldenden opfer zugedacht. von den vielfältigsten formen des widerstands bis hin zu bewaffneten erhebungen war viel zu wenig die rede.

einige dieser lücken sollen in dieser schrift geschlossen werden. schwerpunktmässig in einer kleinen kriminalgeschichte des christentums in der neuen welt - aber auch mit der geschichte des freiheitskampfes der völker in Amerika. denn in diesen über 500 jahren gab es keine zeit wo der aktive widerstand erloschen wäre und es gibt keinen anlass anzunehen dass es auch künftig gründe dafür gäbe die ausbeutung in demut und christlicher duldsamkeit hinzunehmen.

zeichnung: Kahones

aus der indiozeitschrift akwesasne notes - 1977

vorgeschichte

bevor wir uns mit der eigentlichen geschichte der europäischen eroberung Amerikas beschäftigen lohnt sich ein blick auf die vorgeschichte der europäischen eroberer. die motive der eroberer - die unvorstellbaren grausamkeiten - der fanatismus und die gründlichkeit der vernichtungsfeldzüge sind so besser verständlich. die eroberung Amerikas wäre nicht möglich gewesen ohne die vorhergehenden kreuzzüge (ab 1096) dem system der sklaverei und die reconquista (ende des 11. jahrhunderts bis zum jahr 1492).

die kreuzzüge waren grossangelegte versuche früher kolonialer machtentfaltung und begleitet von massenhaften grausamkeiten. die opfer waren zuerst die europäischen juden - dann Byzanz (das 1204 geplündert wurde) und alle bewohner Palästinas - gleich welcher konfession. im eroberten Jerusalem brachten die kreuzfahrenden christen 60 - 70.000 Menschen um. die juden Jerusalems wurden lebendigen leibes - samt ihrer syangoge verbrannt. das papstum und die katholische kirche waren die anstifter und nutzniesser dieser greuel.

der sieg der spanier über die mauren öffnete die schleusen der inquisition. "die christenheit triumfierte - aber der triumf war ein hohn auf die menschlichkeit." stellte 1883 der italiener Amici fest. er sprach auch von "gieriger mordlust der katholischen geistlichkeit - zumal der inquisition". die verteibung der mauren und die anschliessenden judenpogrome brachten Spanien den verlust von hunderttausenden von menschen.

"waren die kreuzzüge und die reconquista die schule der mörder so war das system der sklaverei die schule der schinder". zu dieser feststellung gelangte Gert von Paczensky in seinem grossartigen buch: "teurer segen - christliche mission und kolonialismus".

 

1454 wurde der könig von Portugal von papst Nikolaus V. autorisiert zwischen Afrika und Portugal sklavenhandel zu betreiben. der papst begründete dies damit dass die afrikaner somit zum evangelium bekehrt werden würden. sogar der ehrenwerte "beschützer der indios" der dominikaner Bartolomé de las Casas (der alibitheologe der ehrenretter der kirche) - selbst ein sklavenhalter und grossgrundbesitzer - meinte die indios schonen zu können - indem er stattdessen seinem könig - als ersatz für indiosklaven - nunmehr negersklaven anempfahl. diese seien nicht so zart. auch gab es einige wenige beispiele von papsterlässen - die besonders schlimme greueltaten gegenüber sklaven verurteilten. - am system der sklaverei selbst wurden weder bei falken noch bei tauben zweifel laut! waren doch die kirchenführer selbst sklavenhalter und betrieben sklavenhandel. im 17. jahrhundert betrieben jesuiten auf Haiti fünf zuckerraffinerien mit sklavenarbeit. in Brasilien waren die religiösen orden ebenfalls sklavenhalter - mindestens bis 1864. das jesuitenkolleg von Buenos Aires hatte 1729 etwa 300 sklaven. In Peru gehörten den jesuiten im 18. jahrhundert 5.224 sklaven. die jesuiten besassen und betrieben sklavenschiffe der route Angola - Brasilien. im angolaischen Luanda hielten sie sich allein in ihrem kolleg 12.000 sklaven. erst aus dem 19. jahrhundert stammt ein zaghaftes verbot des papstes Gregor XIV. die sklaverei zu verteidigen. - man hielt sich jetzt lohnsklaven.

warum hätte sich auch ausgerechnet die kirche gegen den sklavenhandel aussprechen sollen. war sie doch untrennbar mit diesem system verwoben - dessen nutzniesser und seine ideologische rechtfertigung: den sklavenhaltern gab sie billige rechtfertigung und absolution - den sklaven vertröstung auf das jenseits.

der sklavenhandel war der motor des folgenden dreieckhandels - der die kolonialwirtschaft aufrecht erhielt:

diesem äusserst unsolidarischen handel - bei dem die gewinner und verlierer festgeschrieben waren - verdankt Europa letztlich eine ungeheure zunahme seines wohlstands und der produktivkräfte. ohne diesen vorteil wäre der start zur industriellen revolution und der daraus resultierenden europäischen wirtschaftlichen überlegenheit gegenüber den anderen ausgeplünderten kontinenten nicht möglich gewesen.

Afrika - ohnehin dünn besiedelt - wurde einer bevölkerung von schätzungsweise 50 - 100 millionen menschen beraubt.

 

 

die neue welt:

in Amerika lebten vor Kolumbus - nach unterschiedlichen schätzungen - bis zu 100 millionen menschen auf den verschiedensten kulturstufen. die höchste bevölkerungsdichte hatte mittelamerika. vom steinzeitlichen leben bis hin zu den entwickelten kulturvölkern der mayas atzteken oder inkas war alles vertreten. 80-90 % der bevölkerung sollen binnen weniger jahre ums leben gekommen sein. sie wurden entweder direkt ermordet - versklavt und totgeschunden - oder starben an europäischen krankheiten gegen die sie keine antikörper hatten.

 

chronik :

 

die eroberer führen in Amerika den marterpfahl ein. verbrennung eines indianerhäuptlings - stich 16. jahrhundert.

12. 10. 1492:

Kolumbus in "Westindien" (heutige Bahamas). in seinem bordbuch notierte er: "die inseln die ich sah waren überaus schön grün belaubt und fruchtbar... ich sage euch - die ganze christenheit wird geschäfte machen können. von hier aus könnte man im namen der heiligen dreifaltigkeit ebenso viele sklaven zum versand bringen wie brasilholz."

diese "entdeckung" bildete den auftakt zur europäischen eroberung Amerikas. schon bei seiner zweiten fahrt verschleppt Kolumbus "indianer".

28. 10. 1492

landung auf Kuba.

1493

papst Alexander VI. legt die grenze zwischen den kolonien Spaniens und Portugals in Amerika fest.

1493-1496

"entdeckung" mehrerer westindischer inseln durch Kolumbus und besiedelung von Santo Domingo (dem heutigen Haiti und der Dominikanischen Republik).

die bewohner der karibischen inseln waren die kariben und die taino. die kariben wurden von den eroberern so genannt da sie angeblich kanibalen gewesen sein sollen. in wirklichkeit handelte es sich hierbei um eine zwecklüge. den ureinwohnern wurden die barbarischten kulte angedichtet um deren "zivilisierung" rechtzufertigen. waren die kariben hauptsächlich jäger und seefahrer, so waren die taino friedliche

 

"die christen machten breite galgen und hängten daran zur verherrlichung Christi und der zwölf apostel je 13 indianer auf." (nach einem bericht Las Casas')

ackerbauern. wie menschenfresser benahmen sich die spanischen eroberer. hatte die insel Haiti vorher rund 1,1 millionen einwohner - waren es 1510 noch 46.000 und 1517 gerade noch 1.000 überlebende!

schon bald nahmen die taino den widerstand auf. sie zerstörten die spanische festung La Navidad. häuptling Caonábo führte den kampf an. in der folgezeit ziehen die taino unter der kazikin Anacaona in das gefecht gegen die eroberer. die kazikin der taino Anacaona wurde von den spaniern bei den friedensverhandlungen ermordet. ihrem nachfolger Hatuey gelang es die taino über die meerenge nach Kuba flüchten zu lassen.

1498

dritte fahrt des Kolumbus. entdeckung des Orinocodeltas (heutiges Venezuela). er glaubt noch immer das asiatische festland gefunden zu haben.

1503

verhandlungen des augsburger bankhauses Welser mit dem spanischen könig um die beteiligung an der ausplünderung Amerikas. tatsächlich kamen in der folgezeit die ungeheuren mengen an reichtümern - die aus Amerika geraubt wurden - nicht den ländern Spanien oder Portugal zugute - sie flossen zum grössten teil in kriegskassen und in die hände der anderen europäischen mächte und finanzhäuser.

1505

die taino errichten unter Hatuey auf Kuba ihre neue heimat Neu-Xaragua. - zwischen 1494 und 1508 kamen mehr als 3 millionen bewohner der karibischen inseln ums leben. nahezu die gesamte bevölkerung. die letzten kariben lebten bis 1660 auf der insel Grenada - wo sie aus furcht vor den eroberern kollektiven suizid begingen. sie wollten keine sklaven sein und sprangen ins meer vom heute noch so genannten "springerfelsen".

1510

beginn des sklavenhandels mit westafrikanern nach Amerika.

1511

Diego Colon - sohn des Kolumbus - richtet eine flottille aus zur kolonisierung Kubas. eroberung Kubas unter Diego Velásquez. beginn des guerillakampfes unter Hatuey.

der dominikaner De Montesinos predigt gegen die misshandlung der indios.

1512

auf Kuba wurde Hatuey verraten und hingerichtet. unmittelbar vor seiner ermordung wollte ihn noch ein franziskaner taufen. Las Casas berichtete darüber dass Hatuey fragte - ob denn die christen auch in den himmel kämen. der franziskaner bejahte. darauf lehnte Hatuey die taufe ab: "lieber

Hatuey

erleide ich die qual und die pein der hölle als im himmel leben zu müssen unter diesen grausamsten aller menschen."

1519-1521

Cortés beginnt die eroberung von Mexiko. die atzteken hatten ein blühendes reich aufgebaut. kulturell hatten die azteken den eroberern einiges voraus. so in punkto körperpflege: Cortes berichtete erstaunt dass die indianer jeden tag badeten. die azteken bezeichneten die eroberer - nicht ohne grund - als "stinkende und klebende menschen".

Tenochtitlan - von Cortes' gefährten nachgezeichnet und 1524 in Nürnberg gedruckt

allein die hauptstadt Tenochtitlan hatte vor der eroberung rund 300.000 einwohner. dem eroberer Cortes gelang es Montekuhzoma festzunehmen und zu erdolchen. 1521 erliegt Tenochtitlan der pest (1/3 der bevölkerung waren erkrankt) und dem hunger und schliesslich den spaniern. der widerstand der azteken wird unter Koatlahuak und später unter Cuauthemoc weitergeführt.

auch hier wurde die geschichte von den siegern - namentlich von den wenigen schreibkundigen priestern - geschrieben. angeblich soll Montekuhzoma von seinen eigenen landsleuten umgebracht worden sein. überhaupt sollen die azteken im blut von menschenopfern gewatet waben. hierbei handelte es sich um ganz bewusst verbreitete geschichtslügen - die von den priestern - im auftrag der eroberer - verbreitet wurden. abbildungen von köpfen - die der aztekischen zeitrechnung dienten - wurden zu angeblichen totenschädeln von menschenopfern umgelogen. saatguturnen der azteken sollen angebliche kochtöpfe von menschenfressern gewesen sein. der militärischen eroberung Mexikos folgte so die kulturelle demütigung. hierzu - und dies war vor allem das geschäft der pfaffen - wurde die aztekische kultur planvoll zerstört. alte schriften und kultgegenstände wurden von priestern als "werke des teufels" systematisch vernichtet.

dabei hatten die azteken gar keinen persönlichen götterglauben. sie straften sogar bisweilen ihre göttlichen symbole. sie kannten nur einen pantheistischen glauben an natursymbole. der zeitgenössische azteke Xokonoschtletl schreibt in seinem buch "die wahre geschichte der azteken": "die christliche religion wurde dem mexikanischen volk durch vergewaltigung terror und mord aufgezwungen. deshalb haben die mexikanischen oberhäupter ihrem volk geraten den christlichen glauben vorzutäuschen - damit sie nicht weiterhin gequält und von der heiligen inquisition ermordet wurden. doch leider wurde mit der zeit vergessen dass dieser glaube aus schutz angenommen wurde - und so wurde er zur gewohnheit -die bis heute anhält."

aztekische zeitrechnung: menschenschädel - aber aus stein und nicht echte - wie dies die eroberer behaupteten.

 

Montekuhzomas federkrone (völkerkundemuseum in wien) die azteken fordern die herausgabe des geraubten kulturgutes.

1522

sklavenaufstand auf Kuba.

1523-1527

unterwerfung der maya in Guatemala unter Pedro de Alvarado.

aus "Mexiko-monument in Mérida (maya-land in Yucatan)

die mayas waren ein ausserordentlich weit entwickeltes kulturvolk. sie hatten eine entwickelte mathematik schrift und astronomie mit einem exakten kalender. sie wussten um die standorte der sonne und gestirne. dies spiegelte sich in der architektur wie z.b. in der bekannten kukulkans-pyramide wieder. 400 jahre nach deren errichtung wäre Galileo in Europa fast wegen seiner erkenntnisse verbrannt worden. zudem waren sie meister des feldbaus. sie legten bewässerungskanäle und terrassenbeete an. das dichtbesiedelte vorkolumbianische mittelamerika (schätzungsweise lebten rund 60 millionen menschen hier) hatte das ernährungsproblem gelösst. zu dieser zeit - als in Europa neun bauern einen nichtbauern ernähren mussten - setzte die agrarische bemühung eines einzigen mittelamerikaners 20 kräfte von der feldarbeit frei.

der vernichtung dieser entwickelten lebensgrundlagen folgte die kultur. auch hier war es das erklärte geschäft der pfaffen die mayakultur restlos zu vernichten. der zuständige bischof Landa berichtete: "da sie nichts als aberglauben und lügen des teufels enthielten - verbrannten wir wir sie alle - was bei den indianern kummer und schmerz hervorrief." nur drei schriftrollen der maya-bilderschrift sind erhalten geblieben - hier ein teil davon:

aus dem zyklus des Huaman Poma Curi Occlo:

1. ein dominikanermönch als aufseher bei zwangsarbeit

2. kolonialherr getragen von dienern in der sänfte

3. bei tisch dienende indios

4. gefangener indiohäuptling

1525

beginn des systematischen sklavenhandels nach Amerika.

1532

Pizarro - ein schreibunkundiger ehemaliger schweinehirt - beginnt die eroberung Perus. das riessige inkareich hatte um 1500 seine grösste ausdehnung erfahren. es umfasste ca. eine million quatratkilometer - vom heutigen Equador und Kolumbien über Peru und Bolivien bis hin zu teilen von Chile und Argentinien.

1533

zerstörung des inka-staates durch Pizarro. der eroberer konnte das - durch bürgerkrieg und thronstreitigkeit zwischen den beiden inka Huascar und Atahualpa zerrütete und praktisch paralysierte reich - ohne grosse mühe bezwingen. den gefangenen Atahualpa liess er sich erst freikaufen - durch berge von gold und silber - hielt sein wort aber dann nicht und ermordete ihn trotzdem. Pizarro liess dem inka lediglich die wahl - ob er als heide verbrannt werden wollte oder ob er als christ erdrosselt werden wollte. so starb Atahualpa als getaufter christ.

ermordung des letzten inka-herrschers Atahualpa

aber schon 1536 erhoben sich die inkas. das heer des Inka Manco belagerte zehn monate Cuzco.

das umfangreichste erhaltene zeugniss der inka-kultur ist wohl der bilderzyklus des Huaman Poma Curi Occlo - einem nachfahren des inkaadels - der in 1.130 bildern das leben im inkareich festgehalten hat. dieser umfangreiche zyklus war lange verloren und wurde erst im jahr 1908 von dem forscher Richard Pietschmann - seltsamerweise in der bibliothek in Kopenhagen - entdeckt.

1543

wurde das vizekönigreich Peru mit der neuen hauptstadt Lima gegründet. die indianer wurden aus ihren alten gemeinschaften gerissen und in reduktionen angesiedelt - der zwangsarbeit ('mita') in den bergwerken und gewerbebetrieben zugeführt und mussten fronarbeit verrichten. ketschua wurde zunächst als landessprache beibehalten. "gleichzeitig verfolgten die spanischen eroberer und ihre katholischen handlanger jedoch fanatisch das 'heidnische' - mit der ketschua-sprache engstens verbundene - gedankengut der indianer und errichteten auf den ruinen ihrer tempel weithin sichtbar ihre kirchen. aber bis auf den heutigen tag hat die christliche lehre in den menschen - denen sie das heil bringen sollte und für die sie nur mit blut und qual verbunden war - nicht feste wurzeln schlagen können." (Ursula Schlenther. aus dem vorwort zur anthologie 'ketschua-lyrik')

immer wieder flackerte der widerstand der inkas auf.

so 1742-4 unter Atahualpa Apo Inka - der im amazonasgebiet siegte und befreite gebiete errrichte - und 1780-1 in grossen aufständen unter Nicolás Catari und José Gabriel Tupac Amaru.

um 1540

etablierung der "encomienda" - dem feudalen unterdrückungssystem der spanier in Amerika. dies gestaltete sich so: ein spanier erhielt einen teil des geraubten landes als lehen. dazu wurden ihm eine bestimmte anzahl indios zugeteilt - die für ihn zu arbeiten oder ihm tribut zu entrichten hatten.

Tupac Amaru bei einem der zusammenstösse mit den eroberern.

aufgabe des feudalherrn war es - dafür den untertan zu "schützen" und ihn im "wahren glauben" - dem katholizismus - zu unterrichten. so waren die indios zwar keine sklaven mehr aber praktisch völlig rechtlos. für geringste anlässe wurden strafen verhängt wie aufhängen - verbrennen -nasen abschneiden - von hunden zerrissen werden. durch die zwangsarbeit "mita" starben in den minen - v.a. in den berüchtigten silberminen von Potosi - millionen. die arbeiter in Potosi hatten eine 90 % letalität zu erwarten. insgesamt soll allein dieser ort acht millionen zwangsarbeitern das leben gekostet haben. - soviel zum "schutz".

zur unterweisung im "wahren glauben" gehörte v.a. die zwangsmissionierung. schon die padres - die die konquistadoren begleiteten - prüsteten sich innerhalb eines jahres (1522) massentaufen an 233.264 indios durchgeführt zu haben. ein anderer padre will allein im jahr 1525 400.000 taufen durchgeführt haben. solche unfreiwilligen massentaufen - abgehalten in fremder sprache - dürften wohl kaum eine nachhaltige wirkung auf die betroffenen gehabt haben. die form war die folgende: den indios wurde ein marienbild gezeigt - eine kurze taufzeremonie durchgeführt - und fertig war die bekehrung. im übrigen wurden die neuen "glaubensbrüder" daraufhin so schnell vertrieben und getötet - "ins himmelreich befördert" - dass kaum von einer lang anhaltenden wirkung der bekehrung ausgegangen werden kann. Alexander von Humbold schrieb zu beginn des 19. jahrhunderts über Mexiko dass "eingeborene von der religion nur die äussere form kennen" würden.

* "was sagt er?"

heute ist im "katholischen kontinent" Lateinamerika der katholizismus statistisch gesehen vorherrschend. aber nur 10 - 30 % sind praktizierende katholiken.

1542-1604

erfolgreicher guerillakrieg der quimbaya in Kolumbien. die quimbaya waren ursprünglich karibische einwanderer und erreichten eine hohe kulturstufe. dies zeigte sich v.a. in ihren handwerklichen fähigkeiten als goldschmiede.

1549

jesuiten in Bolivien.

1550

4000 araukaner unter Toquui Ayavilla greifen die truppen unter Valvilla an. in der folgezeit wird der kampf unter Caupolicán und Lautaro weitergeführt. sieg der truppen Lautaros über Valdivia.

araukanische reiter von Caupolicán und Lautaro mit wirkungsvoller waffe - den bola-wurfkugeln

mapuche demonstrieren vor dem präsidentenpalast in Santiago de Chile für ihre rechte.

1561

erhebung der araukaner unter häuptling Colo-Colo.

1562

John Hawkins unternimmt die erste britische sklavenfahrt an die küste Guineas und transportiert etwa 300 sklaven nach westindien.

1565

gründung der ersten ansiedlung von europäischen einwanderern in nordamerika - der spanischen stadt San Augustin auf Florida.

1572

ermordung des Tupac Amaru in Cuzco. entgültige unterwerfung Perus durch die spanischen eroberer.

1598

sieg der araukaner bei Carabala. sie sichern sich dadurch für fast 300 jahre die unabhängigkeit. sie werden als staat anerkannt und unterhalten sogar eine diplomatische vertretung in Santiago. erst im 19. jahrhundert werden sie dem staat Chile einverleibt - nachdem deren bevölkerungzahl drastisch zurück gegangen war. in der gegenwart gehört das volk der araukarischen mapuche zu den minderheit die aktiv und lautstark für ihre rechte kämpfen.

1604

völlige vernichtung des staates der quimbaya.

1607

britischer siedler gründen die stadt Jamestown in Virginia

1608-1768

jesuitenherrschaft über 150.000 indios in Paraguay. über dieses - von naiven historikern hochgelobte gesellschaftliche experiment - schrieb Emil Rosenow - der pfaffenhistoriker der frühen deutschen sozialdemokratie: "in südamerika in Paraguay hatte der orden einen eigenen indianerstaat gegründet dem 150.000 menschen angehörten. der könig von Spanien genehmigte 1610 die errichtung dieses staatswesens durch die jesuiten unter seiner oberhoheit. vor der gründung dieses staates waren die eingeborenen allerdings nur jagdwild und sklavenmaterial der spanier und portugiesen gewesen - allein der berühmte 'kommunistische' jesuitenstaat war eben auch nichts anderes als ein 'zuchthausstaat' - in dem die eingeborenen in einer raffinierten art von sklaverei gehalten wurden. man sammelte die indianer - einen gutmütigen kindlichen menschenschlag - in missionen die arbeitskolonien darstellten. gegen gewährung des nackten lebensunterhalts und äusserst bescheidener wohnstätten mussten die eingeborenen dem orden reichtümer erzeugen. der ertrtag der landwirtschaftlichen und industriellen arbeit floss in öffentliche magazine - aus denen die bedürfnisse der untertanen bestritten wurden - mit dem überschuss der erträgnisse an rohstoffen und fabrikaten betrieb man einen grossartigen handel. zum schein räumte man den eingeborenen eine art selbstverwaltung ein - die jedoch völlig unter dem einfluss der jesuitenpadres stand. man organisierte auch aus ergebenen elementen die polizei - ja man schuf sogar eine wohlbewaffnete armee. die freie zeit wurde mit gebeten und andachtsübungen ausgefüllt; für die geistige bildung der indianer tat man klugerweise nicht das geringste - dagegen entwickelte man sorgfältig die technischen fähigkeiten. alles in allem: 'die christliche republik - welche den lehren des evangeliums und dem wandel der ersten gläubigen entsprechend gegründet worden war - war keineswegs eine kommunistische gesellschaft - in welcher alle glieder an der erzeugung landwirtschaftlicher und industrieller produkte teilnahmen und gleicherweise anspruch hatten auf die erzeugten güter. sie war vielmehr ein kapitalistischer staat - in dem männer frauen und kinder - zur zwangsarbeit und zur peitsche verurteilt und aller rechte beraubt - in dem gleichen elend und der gleichen verkommenheit dahin vegetierten - wie kräftig auch ackerbau und industrie emporblühten - wie gross auch der überfluss der güter war - den sie erzeugten' (Lafargue). im jahre 1753 wurde der jesuitenstaat in Paraguay zwischen Spanien und Portugal geteilt - nachdem ein dreijähriger widerstand der jesuiten nach einem hartnäckigen kriege gebrochen war."

1620

die "pilgerväter" landen in Massachusetts im nordosten der heutigen USA und gründen die stadt Plymouth.

1622

der vatikan gründet eine "kongregation für die verbreitung des glaubens".

die indianerstämme Virginias eröffnen den kampf gegen die briten. von den bestehenden 81 siedlungen werden 73 zerstört.

1635

jesuiten und franziskaner gründen missionsstationen im amazonasgebiet.

1636-1637

krieg der pequot unter Sasacus gegen die siedlungen in Massachusetts.

1644

zweiter krieg in Virginia unter Opechancanough.

die wahre geschichte des

onkel Sam

vor vielen jahren kamen die

pilgerväter nach nordamerika

mit der bibel in der einen und

dem gewehr in der anderen

hand um den indianern die

vorzüge einer republik zu

predigen - die dämonen und

hexen auszutreiben und das

himmelreich auf erden. sie

erreichten dass Jehova mit

ihnen einen gesellschaftsver-

trag abschloss - demzufolge

das erwählte volk über alle

barbarischen völker herrschen

sollte - über ketzer - schwarze

- irländer - arme weisse -

indianer und lateinamerikaner.

ihre enkel liessen die bibel zu

hause; sie lasen sie nur am

tage - in der nacht aber gingen

sie auf jagd über berg und tal.

(Siné und Estrada - 1963)

1655

briten besetzen Jamaika.

1660

freitod der letzten kariben auf Grenada - um der sklaverei durch die "menschen in kleidern" zu entgehen.

1675-1676

freiheitskrieg der wampanoag in Neu-England unter Metacom und dessen ermordung.

1680

aufstand der pueblos unter dem medizinmann Pope. die pueblo-kulturen im heutigen New-Mexiko und Arizona hatten einen hohen grad an kultureller entwicklung. nach der eroberung durch die spanier sahen sich die indianischen medizinmänner konfrontiert mit einer Ausbeutung - die ausschliesslich von priestern gelenkt wurde - hier von den franziskanern. diese führten ihren hauptstoss gegen die indianische "heidnische" religion. es wundert deshalb kaum dass gerade medizinmänner zu hauptgegnern der fremdherrschaft wurden. die franziskaner erfuhren von geheimen verschwörungen der medizinmänner und wollten ein exempel statuieren. sie liessen alle medizinmänner der pueblos verhaften und jeden zehnten als "heiden, ketzer und rebellen" aufhängen. die anderen warf man ins gefängnis von Santa Fe. auch Pope war darunter. nach seiner freilassung bereitete er den aufstand von 1680 als "heiligen krieg" vor. die aufständischen griffen Santa Fe an und errangen den sieg. ganz Neu-Mexiko konnte befreit werden.

Pope übrigens war dieser sieg zu kopf gestiegen. wie so oft in der geschichte erliegen revolutionäre einer bestimmten krankheit. er wurde hochmütig und umgab sich mit prunk. darauf wurde er aber als oberhaupt der pueblos abgewählt und nachdem er sich gebessert hatte wiedergewählt. das war bei den freien pueblos möglich. für lange zeit lebten im heutigen Neu-Mexiko und Arizona kein einziger europäer - die sprache und schrift der spanischen eroberer war verboten.

medizinmann Pope ruft zum kampf auf.

bei einem rituellen tanz mit lebenden schlangen

1685

Frankreich - kolonialmacht u.a. im heutigen Haiti Kanada und Louisiana - beschliesst den "code noir". darin werden die sklaven einem drakonischen strafsystem unterworfen. die anderen kolonialmächte verfahren ähnlich.

1693

erhebung der tarahumara in norden von Mexiko (heutiges Chihuahua). die jesuiten und missionare liessen die indios die ländereien der missionsstation bestellen. die jesuiten - die 1572 nach Mexiko gekommen waren - hatten sich in den kaum zugänglichen grenzgebieten der spanischen kolonien niedergelassen. alle missionen waren nach einem einheitlichen organisationsprinzip aufgebaut - umfassten riessige ländereien und erwirtschafteten hohe gewinne.

Miroslav Stingl - der tschechische völkerkundler und autor von "vom freiheitskampf des roten mannes" und "das reich der inka"- meine häufigsten quellen dieser schrift - nannte dies "die kirchliche form der encomienda". Stingl berichtet: "die kirche liess sich durch die schlechten erfahrungen der 'weltlichen' eroberer jedoch nicht davon abhalten - auch das tarahumaragebiet bis in den entferntesten winkel hinein - mit einem netz von missionsstationen zu überziehen. denn die vertreter der katholischen kirche - die im gefolge der konquistadoren in die neue welt gekommen waren - sahen es als ihren göttlichen auftrag an - die indianer zum christentum zu bekehren... sie erhielten dafür kleine parzellen - auf denen sie für ihre familien etwas anbauen konnten - und eine winzige entlohnung - die sie der mission aber für kleidung und ähnliches wieder zurückgaben - da auch der handel in den händen der missionare lag. überhaupt wurde das gesamte leben von den missionaren bestimmt - die indianer wie unmündige kinder behandelt und ihnen alles vorgeschrieben - vor allem natürlich die kleidung und die moral - aber sie reglementierten auch die freizeit und das privatleben. mit dem ihnen eigenen fanatismus versuchten sie die indianer von ihren 'heidnischen' sitten und gebräuchen zu lösen - wobei sie unter umständen auch harte strafen anwandten - um sie zu gefügigen schäfchen der katholischen kirche zu machen - die im diesseits dulden - um im jenseits die ewige seligkeit zu erhalten. doch trotz aller bemühungen ging die missionierung gerade dieser noch auf niedrigerer kulturstufe stehenden indianerstämme nicht so leicht voran: elemente der alten mythologischen vorstellungen der indianer verschmolzen mit den christlichen - wenn sie sich nicht überhaupt der bekehrung entzogen. so ist es kein wunder - wenn sich pater Neumann in einem brief an einen anderen tschechischen angehörigen der gesellschaft Jesu bitter beschwert: 'die samen des glaubens - die wir gesät haben - sind nicht aufgegangen. ich kann nicht verhehlen dass sich die arbeit mit diesen menschen mit steinernen herzen nicht auszahlt. einige geben nur vor zu glauben - andere bezeigen überhaupt kein interesse an solchen dingen - wie gebete -gottesdienst - christliche lehre. sie empfinden keinen abscheu vor der sünde - haben kein interesse an der ewigen seligkeit... sie schweigen verstockt über die heimlich ungläubigen - und so können wir sie nicht... in die arme Christi führen."

von anfang an wehrten sich die tarahumara auf vielfältigste weise. immer wieder kam es zu barbarischen misshandlungen durch die missionare und empörten erhebungen dagegen. schliesslich kam es zur erstürmung der missionsstation von Tomochic und anderer - an der sich übrings auch christlich bekehrte indios beteiligten. der aufstand umfasste das ganze gebiet der tarahumara und war im jahr 1697 siegreich. anschliessend verbündeten sie sich mit den benachbarten concho - die sich von den missionen der sie unterdrückenden franziskaner befreiten und diese zerstörten.

als die spanier dann wieder siegreich waren - zeigten die missionare besondere beispiele von christlicher nächstenliebe: sie liessen von besiegten indios 43 herzen bei lebendigem leib herausreissen - setzten diese auf pfähle und schmückten damit die neuerbaute missionsstation. aber die gegend blieb auf dauer unbefriedet. so konnten der stamm der yaqui erst anfang des 20. jahrhunderts bezwungen werden. noch heute feiern die tarahumara ostern auf ganz besondere weise:

Christus - mit dem gesicht des weissen landräubers und missionars - wird am kreuz noch extra festgebunden und tag und nacht bewacht - um seine wiederauferstehung zu verhindern.

 

1742

in Peru befreit Juan Santo Atahualpa Apo Inka in grossangriffen ansiedlungen von den spanischen kolonialherrn.

1744

sieg der krieger unter Atahualpa Apo Inka am Chanchamayofluss.

1750

verschwörung in Lima gegen die spanische krone.

1751

aufstand der maya unter Kan Ek. das alte kulturvolk der maya im heutigen süden Mexikos kam für die kolonialherren nie zur ruhe. zahlreiche aufstände erfolgten in den jahren: 1751 - 1761 unter Jacinto - 1767 - die "guerra de castas" in Yucatán 1847/48 - der "krieg der sprechenden kreuze" von 1900-15 - bis zu aufständen in der gegenwart.

1762-1763

Pontiac - der führer der ottawa - vereinigt die stämme des ostens von nordamerika zum kampf gegen die nordamerikanischen britischen kolonien - den späteren USA.

1763-1765

eröffnung der kämpfe unter Pontiac - belagerung Detroits. Frankreich tritt an Britannien gebiete ab: Kanada und Louisiana. die briten erwerben von den spaniern Florida.

1767

verbot des jesuitenordens in den spanischen kolonien. beginn des "guerra de castas" - der grösste und längste aufstand auf Yucatán der mayas.

1769

ermordung Pontiacs.

Pennsylvanien (von quäkern regiert) schafft die sklaverei ab.

1770

beginn der nordamerikanischen rebellion gegen England.

1776

unabhängigkeitserklärung der USA.

1779

das new yorker parlament schafft die sklaverei ab. andere nordamerikanischen staaten folgen später. die südstaaten der USA behalten die sklaverei bei. diese wird erst nach dem bürgerkrieg 1861-65 beendet. die indianischen einwohner bleiben rechtlos.

territoriale expansion der USA

1780

aufstand in Bolivien unter Nicolás Catari. beginn des aufstands im vizekönigreich Peru unter José Gabriel Tupac Amaru II. eroberung von südperu. aufstände in Ekuador. verschwörung des mönchs Ortega mit verbindung zu Tupac Amaru.

1781

aufstand der comuneros in Kolumbien. entscheidungsschlacht mit Tupac Amaru und dessen ermordung. sein bruder führt die erhebung weiter. Ignatio Flores' truppen marschieren gegen die indios unter Tupac Catari. gleichzeitiger ausbruch eines aufstands in Oruro.

1789

französische revolution. erklärung der menschen- und bürgerrechte. deren verwirklichung - auch für die sklaven in den kolonien - lässt noch auf sich warten. das an die macht gekommene grossbürgertum ist ja mit dem sklavenhandel reich geworden. erst mit den jakobinern werden die rechte der unterdrückten nationalitäten anerkannt.

1790

aufstände der verschiedenen volksgruppen in der französischen kolonie St. Domingue (heutiges Haiti).

1792

am 4. april beschliesst die französische nationalversammlung die gleichbehandlung der "farbigen" in den kolonien. erst die einnahme von Port-au-Prince durch aufständische setzt die durchführung dieses beschlusses durch. der führer der sklavenrevolution ist Toussaint Louverture. nach einigen jahren bewegter kämpfe wird am 1. januar 1804 die republik Haiti gegründet.

Toussaint Louverture in französischer uniform

Tecumseh

1799

Tecumseh - häuptling der shawnee - vereinigt die nordamerikanischen indianer.

1807

England verkündet die abschaffung des sklavenhandels.

1808

beginn der aufstände gegen die spanier durch die lateinamerikanischen kreolen. Simon Bolivar führt den unabhängigkeitskampf gegen die kolonialmacht bis zum sieg im jahr 1822. bis 1824 erfolgt die gründung der unabhängigen südamerikanischen staaten - die im wesentlichen so heute noch bestehen.

1810

in Mexiko ruft der dorfpfarrer Hidalgo zum bewaffneten aufstand auf.

1811

niederlage Tecumsehs in der schlacht bei Tippecanoe. der grossteil der indianischen truppen wurde vernichtet.

1813

Tecumseh stirbt in der schlacht am fluss Thames.

1813-1831

befreiungskriege der sauk und fox.

 

der freiheitskampf der nordamerikanischen indios begann im nordosten Neu-Englands - den späteren USA - durch die irokesen - später auch durch die sauk und fox. typisch für diese stämme war diese kleidung und der teilweise kahlrasierte schädel

1817-1838

freiheitskriege der seminolen auf Florida. der sieg der eroberer ist aber nicht vollständig. freie seminolen können sich in den unwegsamen gebieten halten.

der seminolenhäuptling Osceola. er führte den verbissensten widerstand der bis dahin von den nordamerikanischen indios geleistet wurde.

unter den völkern des gebiets der heutigen USA-südstaaten lebten die cherokee. unter ihnen befand sich ein aussergewöhnlicher mann: Sequoyah. er war der europäischen schrift mächtig und schuf das cherokee-alfabet. cherokee und creeks lernten diese schrift - schrieben ihre gesetze nieder und gaben eine eigene zeitung heraus. auch dieser verständigungsversuch der kulturen wurde ein opfer des 'zuges der tränen'.

Sequoyah

1820

befreite afrikanische sklaven aus Amerika siedeln in Liberia an der westküste Afrikas.

1824

lateinamerika von Spanien und Portugal unabhängig.

1829

Mexiko erklärt die sklaverei für illegal.

1833

England schafft die sklaverei endgültig ab.

1838

"zug der tränen" - die vertreibung der cherokee - choctaw - chikasaw - creek und einem teil der seminolen - sowie die reste anderer kleiner stämme des südostens in das gebiet hinter den Mississippi - nach Oklahoma. parallel dazu werden aus dem nordosten die shawnee - huronen - miami - delawaren und ottawa vertrieben.

1844

die USA beschliessen ein indianergesetz. demnach verliefe die grenze zum indianergebiet längs des flusslaufes des Mississippi. jenseits davon sei auf immer indianerland. so sollten die massenhaften brutalitäten des 'zuges der tränen' nachträglich legalisiert werden. doch auch an diese ungerechte grenze hielten sich die eroberer bald nicht mehr.

1847/48

der kampf der maya um Yucatán erreicht seinen höhepunkt. der maya-häuptling Pat schliesst frieden mit den kreolen. eingreifen nordamerikanischer söldner.

1848

krieg zwischen den ungleichen partnern USA und Mexiko. Mexiko muss an die USA abtreten: Arizona - New Mexiko - Utah und Colorado.

Frankreich schafft den sklavenhandel endgültig ab.

1850

nur das offizielle ende des sklavenhandels in Brasilien. die kirchlichen orden halten sich bis mindestens 1864 weiterhin sklaven.

1851

sieg unter führung des häuptlings Rote Wolke. die sioux - cheyenne - arapaho - krähenindianer und weitere prärieindianer schliessen in Fort Laramie mit den USA einen vertrag - der den bau von eisenbahnlinien und strassen auf ihrem gebiet erlaubt.

 

Rote Wolke - häuptling der oglala

1854

Mangas Coloradas beginnt gemeinsam mit Chochise - dem häuptling der chiricahua-apachen und weiteren stammesführern den freiheitskrieg gegen die USA und Mexiko.

1857

Mexiko. unter der regierung von Comonfort - einem vertreter der nationalen bourgeoisie und Juárez - einem indio und vertreter der bauern - wird der nordamerikanische expansionismus vorläufig zum stehen gebracht. im inneren werden reformen vorgenommen. die neue verfassung bringt die konfiszierung der kirchengüter (bis dahin besitzer der hälfte des bebauten bodens) - die aufhebung der kirchlichen gerichtsbarkeit - die trennung von kirche und staat. der zehnte wird abgeschafft und das allgemeine schulwesen eingeführt. papst Pius IX. lässt eine "ausserodentliche verdammung" der verfassung folgen. dies war das signal für die alten kolonialmächte zu einem versuch der rückeroberung Mexikos. ein expeditionsheer - bestehnend aus französischen - spanischen - englischen - österreichischen und belgischen söldnern fällt über Mexiko her.

1861 und 1863.

mit unterstützung der grossgrundbesitzer und der kirche konnte rund ein drittel Mexikos erobert werden. Max von Habsburg - ein bruder kaiser Franz Josefs von Österreich - wurde zum kaiser von Mexiko ausgerufen. doch die mexikanischen bauern und landarbeiter zermürbten im guerillakrieg das kolonialheer. als nur noch wenige städte von den besatzern gehalten wurden erhoben sich die arbeiter und machten mit dem "mexikanischen abenteuer" schluss. Max wurde am 19. juni 1867 füsiliert.

1861-1865

bürgerkrieg in den USA.

1862

beginn des ersten krieges des sioux(dakota)-stammes santee unter häuptling Kleinkrähe in Minnesota.

1863

ermordung von Kleinkrähe und Mangas Coloradas.

1863-1886

Geronimo an der spitze der apachen. hartnäckige widerstandskämpfe im grenzgebiet USA-Mexiko.

Geronimo - sein sohn und zwei kampfgefährten - fotografiert 1886 - kurz bevor er sich ergab.

1864

colonel John M. Chivington - ein methodistenprediger - überfällt mit der colorado-miliz ein grosses zeltdorf der cheyenne am Sand Creek und ermordet auf grausame weise fast alle Indianer - darunter hauptsächlich frauen kinder und

Sitzender Büffel - im hintergrund die schwarzen berge um die die prärieindianer lange kämpften.

greise. der fromme mann erklärte hierzu: "ich bleibe dabei wir hatten am Sand Creek nur eine aufgabe: töten töten töten." und bei einer anderen gelegenheit vertrat er die meinung: "dass es richtig und ehrenhaft ist - alles unter gottes himmel zu unternehmen - um indianer zu töten - und jeder mann sei verdammt - der sympathie für sie empfindet."

1868

massaker an den sioux am fluss Washita unter führung von general Custer.

1873

abschaffung der sklaverei in der immer noch spanischen kolonie Puerto Rico.

1876

sieg der sioux unter führung des Sitzenden Büffels am Little Big Horn - tod von general Custer.

bis 1877

nach der inbesitznahme der ehemaligen mexikanischen gebiete im südwesten der USA standen die indios vor einer neuen situation. Kalifornien war übersät von missionstationen. die priester hatten dort die nomadischen indios - häufig mit gewalt - angesiedelt und ihrem system der zwangsarbeit unterstellt. Oliver La Farge schreibt in seinem buch "die welt der indianer": "die indianer fanden dass die aufgezwungene kleidung erstickend heiss und das ganze neue leben einem gefängniss glich. sie wurden keine selbstversorger - sondern waren abhängig von den priestern. sie waren keine bauern sondern bauernknechte". nach der schliessung der missionen "waren die missionsindianer hilflos. sie wussten nicht wie sie weiterleben sollten. sie konnten weder leben wie sie es in alten zeiten getan hatten noch konnten sie unter den neuen verhältnissen für sich selber sorgen. ihre lage war schrecklich. ihre sorgen wurden vermehrt als 1849 auch noch gold gefunden und durch den goldrausch Kalifornien mit weissen überschwemmt wurde. die kleinen indianergruppen wurden verdrängt und selbst stämme weiter nördlich wurden überwältigt."

zu ihnen gehörten die nez percés (durchbohrte nasen) mit ihrem häuptlich Josef. er wurde bekannt als einer der fähigsten militärstrategen Amerikas. seine fähigkeiten bewies er beim

 

 

 

häuptling Josef

legendären rückzug der nez percés bis zur kandischen grenze im jahr 1877. nachdem sie zunächst in ein reservat ziehen mussten wurde ihnen auch noch diese lebensgrundlage geraubt. sie entschlossen sich deshalb zum kämfenden rückzug zur entfernten kanadischen grenze. halb erfroren und verhungert wurden sie eingeholt und kurz vor der grenze gefangen. die letzten nez percés wurden wiederum abmachungswidrig nach Oklahoma ins reservat gesperrt - "wo viele infolge der niedrigen höhenlage und des heissen klimas starben."

1878

kam es bei den utes zu einer revolte in der reservation am White River. die utes hatte schon 1859 frieden geschlossen und waren ins reservat gegangen. sie hatten sich gegen einen regierungsbeamten aufgelehnt - der sie schickaniert hatte und die ute-kinder zwangsweise in die schule pressen und missionieren wollte. die revolte wurde niedergeschlagen und der häuptling Ouray musste sich vor Gericht verteidigen - mit den folgenden denkwürdigen worten:

"bevor die amerikaner kamen waren wir die unabhängigsten menschen der welt. niemals wäre es einem indianer eingefallen die weissen dazu zwingen zu wollen wie ein indianer zu leben. aber die weissen wollen jeden menschen zwingen wie sie zu leben. wehrt man sich dagegen wird man ausgerottet. die amerikaner sagen wir seien wilde. hat man jemals gesehen dass indianer frauen als hexen aufhängen? hat man jemals davon gehört dass indianer einen nachbarn bei lebendigem leib verbrennen nur weil er nicht an einen bestimmten gott glaubt? dieses gericht urteilt über diebe - misshandler - über mord und totschlag - unterschlagung - über die beleidigung von abhängigen und alle arten von üblen gewohnheiten unter den weissen. hat man jemals davon gehört dass es solche dinge unter indianern gibt? die weissen halten sich für menschlich - zivilisiert und human - sie geben vor - jeden menschen zu lieben; aber sie schlagen ihre kinder mit ruten und riemen - demütigen und erniedrigen sie - ja hauen sie oft zu krüppeln oder töten sie gar. hat man jemals davon gehört dass das indianer tun? die weissen missbrauchen ihre körperliche überlegenheit dazu - selbst den besten freund - die eigene frau und tochter - ja sogar die eigene mutter zu züchtigen. sie fügen einander dauernd verletzungen zu - indem sie behaupten - was unwahr ist - und erzählen - worüber man schweigen sollte. hat man jemals davon gehört dass indianer das tun? wenn das - was die weissen unter zivilisation verstehen - so ist - und wir mit der lebensweise - die wir für richtig halten - wilde sein sollen - dann - beim grossen geist - ist es menschlicher - freier und angenehmer - ein wilder zu sein!" (Christopher S. Hagen / die indianerkriege)

die häuptlinge Ouray und Ignacio

1880

Sitzender Büffel geht in die reservation

1890

ermordung der sioux des häuptlings Grosser Fuss bei Wounded Knee.

ermordung von Sitzender Büffel.

1908

tod Geronimos - des berühmtesten kämpfers der apachen.

1910-1917

mexikanische revolution. Mexiko war inzwischen wirtschaftlich weitgehend unter kontrolle der USA. US-kapital besass riesige länderein - bergwerke - erdölfelder - eisenbahnen - insgesamt mehr als ein drittel des gesamten mexikanischen vermögens. gegen diesen imperialistischen einfluss und gegen die wachsende verelendung kam es zu einer welle von bauernaufständen. im norden angeführt von dem mestizen Pancho Villa und im süden durch den indio Emiliano Zapata. die neue siegreiche revolutionsregierung enteignete die grossgrundbesitzer und verstaatlichte ausländischen besitz. mehrfach intervenierten US-truppen - wurden aber jedesmal zurückgeschlagen.

Pancho Villa und seine rebellenarmee im jahr 1910

1924

der kongress der USA erkennt endlich den ureinwohnern des landes die amerikanische staatsbürgerschaft zu.

1934

letzte bewaffnete widerstandsaktionen von kleinen apachen-gruppen südlich der grenze zur USA in der Sierra Madre.

1950

angehörige von sechs indianerstämmen - der irokesen-liga - wenden sich an die UNO und machen auf ihre lage aufmerksam.

1961

erste gesamtnationale konferenz der indianer der USA in Chikago. vertreter von 90 stämmen legen der regierung eine reihe von forderungen vor.

1973

Wounded Knee - wo vor 83 jahren wehrlose sioux hingemetzelt wurden - wird von jungen sioux besetzt und für einige wochen gehalten. beginn der neuen indianer-bewegung.

 

gegenwärtige situation

auch in unserer zeit werden die rechte der völker Amerikas mit füssen getreten. exemplarisch hierfür die folgenden beispiele:

reservationen in den USA

Christopher S. Hagen schreibt in seinem buch "die indianerkriege" über die "reservationen - die ältesten ghettos der welt" in den USA: "obwohl seit 1924 mündige bürger der USA - schreibt der 'grosse bruder' in Washington - das 'bureau of indian affairs - das BIA - alles vor - was überhaupt von bedeutung sein kann. jeder indianerfamilie steht ein weisser bürokrat gegenüber. 60 prozent aller arbeitsfähigen sind arbeitslos - weil nur männern mit kurzem haarschnitt arbeit vermittelt wird. (lange haare sind aber seit 30.000 jahren für indianer ein zeichen der männlichkeit.) 33 von 1.000 säuglingen sterben im ersten lebensjahr - 56 im zweiten - 77 im dritten. das ist eine zwölfmal höhere kindersterblichkeit als bei weissen amerikanern. hunger und unterernährung sind die häufigsten todesursachen (protein-mangel) - gleich danach ist der selbstmord die zweithäufigste todesursache. die lebenserwartung eines indianers beträgt 44 jahre gegenüber 76 jahren im amerikanischen durchschnitt. rauschgiftsucht und alkoholkonsum sind unter indianern am meisten verbreitet. für indianerkinder gibt es fünf pflichtschuljahre (gegenüber 10 in amerikanischen schulen). das durchschnittliche jahreseinkommen liegt 55 % unter dem allgemeinen wohlfahrtsniveau. von der geburt bis zum tod kontrolliert das BIA praktisch alles im leben eines indianers. es bestimmt - wie sein haus auszusehen hat - welche inneneinrichtung er anzuschaffen hat - wie er sein land zu bestellen und wie er die ernte zu verkaufen hat. die art und ausstattung der schulen - die lehrprogramme - die einstellung von lehrern - die art der arbeit - die lebensmittel und arbeitsgeräte - wie er sein geld auszugeben und anzulegen hat - wer richter - polizist - staatsanwalt - verteidiger - gefängnisswärter wird - wer geschäftskonzessionen erhält - wie man über ererbtes zu verfügen hat - das alles schreibt das BIA vor - und wem das nicht passt - der ist 'renitent' und 'unbelehrbar'... diese spezielle art der 'menschenbehandlung' wäre selbst für die härtesten diktaturen der geschichte eine absolute ausnahme. sie gilt in der hauptsache den hartnäckig 'andersartigen Indianern' - die sich nicht zum komplexen amerikanischen christentum und pragmatismus bekehren lassen wollen. ganz anders geht es den indianern - die sich integrierungshungrig zeigen und gläubig am 'american way of life' saugen... tun sie dies nicht - wollen sie 'nur indianer' sein und in ruhe gelassen werden - so begeben sie sich automatisch in die entmündigung."

 

moderne missionierung

dass die zeiten der unfreiwilligen missionierung noch immer nicht vorbei sind - zeigen die aktivitäten der beiden grössten evangelischen sekten - das 'summer institut of linguistics' ('SIL' oder 'institudo de verano' oder 'ILV') und die 'new trible mission' ('NTM'). diese finanzstarken und einflussreichen missionierenden "sprachforscher" haben buchstäblich ganz lateinamerika in ihre einflussbereiche aufgeteilt. sie vertreten eine fundamentatistische intolerante religion. unter dem deckmantel der sprachforschung praktizieren sie in Brasilien Bolivien und Paraguay bei den indianern genozid. interessante einblicke in deren schmutzige geschäfte beschreibt Norman Lewis in seinem erschütternden buch "die missionare - über die vernichtung anderer kulturen. ein augenzeugenbericht".

ein angehöriger der ayoreode berichtet über seine erfahrungen mit der evangelischen 'new tribes mission': "ich habe hier in der mission 15 jahre gelebt. sie geben uns kleidung - und sie machen uns krank. sie geben uns mehl und zucker - und unsere zähne fallen aus. sie erzählen uns von gott

- und unsere kinder sterben. sie verjagen das wild - schwächen unsere knochen; unsere hunde sterben. sie geben uns wirkungslose medikamente; husten und geschlechtskrankheiten töten unsere frauen und kinder. sie behandeln uns wie kinder - die nicht wissen - was sie wollen - und sie sagen uns - was wir tun sollen. sie versprechen uns land zum bebauen. wir hörten noch auf den missionar Don G. - als wir ihn im wald trafen - als wir von diesen dingen noch nichts wussten. 'kommt mit uns - die zeit des leidens im wald ist vorbei'. wo ist das land? wo leiden wir am meisten? dort im wald oder hier? unsere mädchen sind zur bahnlinie gegangen und leben da als prostituierte. wer hat uns gesagt: 'verdient geld'?" (aus: Klaudine Oland / zum beispiel. indianer in lateinamerika)

die aktivitäten des 'summer instituts of linguistics' werden ausführlich beschrieben in der veröffentlichung der 'gesellschaft für bedrohte völker' pogrom - mit dem titel: "die frohe botschaft unserer zivilisation - evangelikale indianermission in lateinamerika": die gesellschaft hatte eine pan-amerikanische delegation aus neun amerikanischen staaten eingeladen. diese forderte - für die völker amerikas - "das recht auf ihr land. sie klagten den imperialismus an - der sie zersplittert. sie klagten die wirtschaftliche ausbeutung an - die kulturelle unterdrückung und die rassistische und soziale diskriminierung. ihnen wird das recht auf selbstbestimmung verweigert - ihre befreiungsbewegungen unterdrückt." das summer-institut (ILV) "wurde wiederholt scharf kritisiert - weil sie mit ihrer tätigkeit die indianische existenz gefährden und zerstören - eine für die indianischen völker unkontrollierte übernahme von sprachlichen und geistigen 'anleihen'... sie beeinflusst und verändert die indianischen kulturen durch enge zusammenarbeit mit nordamerikanischen zentren auf ein - den indianischen völkern fremdes und unerwünschtes wirtschaftssystem. auf diese weise trägt das ILV zur ausbeutung der resourcen und zur zerstörung der umwelt-beziehung der indianer bei. die missionstätigkeit der ILV wird abgelehnt - weil die religiösen vorstellungen der indianer nicht ernstgenommen - bzw. bewusst vernichtet werden."

weiter wird das ILV beschuldigt mit dem CIA zusammen zu arbeiten - in Veracruz medizinische experimente an indianern ausgeführt zu haben - den ölkonzern Shell im ekuadorianischen Auca begünstigt zu haben - schmuggelflüge durchzuführen und die sprache der guahibos als code im vietnam-krieg benutzt zu haben.

die unterdrückten völker beginnen sich mehr und mehr gegen kulturelle bevormundung zu wehren. der erste nationale indianerkongress in Kolumbien forderte 1982: "autonomie sollte sich gegenüber offizellen und religiösen einrichtungen zeigen - die in die dörfer eindringen - um den indianer an ihre kultur zu gewöhnen - wodurch wir aber unsere eigene identität verlieren."

eine indianer-gruppe aus Peru forderte: "das weitere eindringen von religionsinstitutionen muss verhindert werden - da die meisten missionare - sowohl von der katholischen kirche - die evangelischen - wie die adventisten - nicht mit uns sind. mit den evangelisten kommen die ausländischen ausbeuter!"

katholische kirche

die reiche katholische kirche ist auch in Amerika längst ein multinationaler konzern - nutzniesser und ideologische rechtfertigung für jedes menschenverachtende regime und für diese wirtschaftsordnung - die die armen noch ärmer und die reichen noch reicher macht. der vatikan - als mit-konzernherr von Alitalia - Fiat - BMW - Bayer Leverkusen - Siemens - General Motors - U.S.Steel - eigner von brauereien - zeitungen - erdölkonzernen - telefongesellschaften - eisenbahnen - argentinischen gaswerken - bolivianischen zinngruben - brasilianischen gummifabriken u.v.a.m. - hegt kaum interesse an einer änderung der besitzverhältnisse.

noch nicht einmal für die historischen verbrechen wollen diese herren gerade stehen. papst Johannes Paul II. liess bei seinen Amerika-besuchen zahlreiche reden ab - die den geneigten lesern dieser broschüre schon die zornesröte ins gesicht treiben mögen: "ich danke gott dass er mir gestattet dieses stück amerikanische erde...zu betreten. hierherzukommen auf den weg den die ersten glaubensboten nach der entdeckung des kontinents einschlugen...und wir können dieses werk nur mit bewunderung und dankbarkeit betrachten... wenn wir hier verdienten dank aussprechen müssen an jene - die den samen des glaubens zuerst ausgestreut haben - so hat er an erster stelle den religiösen orden zu gelten - die sich ganz der aufgabe der evangelisierung gewidmet haben - auch wenn es sie opfer bis zum martyrium kostete." - wohlgemerkt - er sprach nur vom martyrium der kleriker - kein wort zu all den verbrechen der pfaffen - gerade auf diesem kontinent! hier steht der papst in seiner tradition - wie etwa der erzbischof Linán y Cisneros - der 1685 die vernichtung der indios rundweg bestritt: "was vorliegt ist - dass sie sich verstecken - um keine steuern zu bezahlen - unter missbrauch der freiheit - die sie geniessen und die sie zur zeit der inkas nicht hatten." oder der abbé De Paw - der ein Amerika beschrieb - in dem die angeblich "degenerierten indianer" mit "hunden - die nicht bellen können - ungeniessbaren kühen und impotenten kamelen" - verglichen wurden. oder der pater Gregoriano Garcia - der die ansicht vertrat dass die indianer jüdischen ursprungs seien - da sie - gleich den juden "faul seien - nicht an die wunder Jesu Christi glaubten und den spaniern nicht für das wohl - das diese ihnen erwiesen - dankbar seien". oder der jesuit José de Anchieta - der "apostel Brasiliens - der mehr als jeder andere zum wohl eures volkes beitrug" (J.P.II.) - von dem aber auch die devise stammt: "schwert und eisenrute sind die besten prediger." dafür sprach ihn auch der papst 1980 selig! auf ein schuldbekenntniss der katholischen kirche zu den letzten 500 jahren warten wir bisher vergeblich.

aber wie sieht es mit der kirche an der basis aus. oder mit den "theologen der befreiung"? ein Leonardo Boff könnte hier zitiert werden. er fände viel zustimmung. aber das kräfteverhältnis innerhalb der katholischen kirche steht nicht zugunsten der fortschrittlichen kräfte. und wie verlässlich sind sie schliesslich im aktiven widerstand? für welche seite sich die - sicherlich ehrlich meinenden theologen der befreiung - entscheiden werden - wird sich in den kommenden zeiten zeigen.

ausblick

heute sind der weitaus grösste teil der bevölkerung des doppelkontinents nachfahren der europäischen einwanderer oder eine gemischte bevölkerung.

indios sind heute noch in Guatemala und Bolivien die bevölkerungsmehrheit.

mestizen ("mischlinge" zwischen indianern und europäern) sind in Peru - Mexiko - Chile - Ekuador - Paraguay - Venezuela - Kolumbien - und den mittelamerikanischen staaten dominant.

überwiegend kreolen (in Amerika geborene nachkommen der europäer) leben in Uruguay und am Rio Plata - den USA und Kanada.

afro-amerikaner überwiegend auf den karibischen inseln - den südstaaten der USA und Brasilien.

politisch und wirtschaftlich dominieren die herrschenden konzerne der USA auf dem ganzen kontinent. ein kampf für soziale gerechtigkeit und emanzipation der völker macht sicher nur sinn - wenn nicht mehr allein ethnische sondern völkerübergreifende klasseninteressen im vordergrund stehen. eine entscheidende rolle kommt hierbei den gewerkschaften zu - die ihrerseits die ideologische spaltung der arbeiter durch den völkisch-weissen dünkel überwinden werden. dabei werden die slumbewohner von Lima - der von arbeitslosigkeit bedrohte automobilwerker von Detroit - die um ihren lebensraum kämpfenden völkern von den inuit bis zu den mapuche - die um ihre zukunft betrogenen strassenkinder Bogotas - die vom katholisch-konquistadorischen machogehabe doppelt gequälten lateinamerikanischen frauen - die rechtlosen kalifornischen landarbeiter - sicherlich mehr und mehr ihre gemeinsamen interessen - sowie deren gemeinsame feinde und ausbeuter erkennen und bekämpfen.

 

 

quellen und weiterlesetips

Eduardo Galeano / die offenen adern lateinamerikas. Peter Hammer verlag Wuppertal. 1973

Miroslav Stingl / vom freiheitskampf des roten mannes. Prag. 1978

Miroslav Stingl / das reich der inka. Econ Düsseldorf. 1982.

Norman Lewis / die missionare. Ernst Klett verlag Stuttgart. 1991.

Oliver La Farge / die welt der indianer. Otto Maier Ravensburg. 1960.

gesellschaft für bedrohte völker / pogrom. die frohe botschaft unserer zivilisation. Göttingen und Wien. 1979.

Karlheinz Deschner / ein papst reist zum tatort. in opus diaboli. Rowohlt Reinbeck. 1987

Karlheinz Deschner / der moloch. zur amerikanisierung der welt. Weitbrecht Stuttgart und Wien. 1992.

Gomora Xokonoschtletl / die wahre geschichte der azteken. gfw Heidenheim. 1987

Gomora Xokonoschtletl / ansichten eines wilden über die zivilisierten menschen. gfw Heidenheim. 1987

Klaudine Oland / zum beispiel. indianer in lateinamerika. Lamuv Göttingen. 1990.

Christopher S. Hagen / die indianerkriege. dva Stuttgart. 1976.

ketschua-lyrik. reclam Leipzig. 1982.

Hans Christoph Buch / die scheidung von San Domingo. Wagenbach Berlin. 1976.

Gerd von Paczensky / teurer segen. christliche mission und kolonialismus. Knaus München. 1991.

Horst Goldstein / der gekreuzigte kontinent. 500 jahre evangelisierung lateinamerikas. Hammer Wuppertal. 1992.

Bruni Höfer u.a. / nationale befreiung und das fünfhundertjährige reich. Pahl-Rugenstein Bonn. 1991.

Fernando Mires / die kolonisierung der seelen. mission und konquista in spanisch-Amerika. Edition Exodus Fribourg. 1991.

Frank Niess / am anfang war kolumbus. Piper München. 1991.

Kirkpatrick Sale / das verlorene paradies. Kolumbus und die folgen. List München. 1991.

Juan Azevedo / löschen mit benzin. karikaturen cartoons und zeichnungen aus lateinamerika. ag spak München. 1982.

die zeichnungen auf den seiten 12 - 21 - 23 - 29 - 37 - 41 -44 - sind von Peter Paces - nach materialien von Miroslav Stingl.

 

 

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