Von Dichtern und Rebellen in Schwaben
Gedichte, Texte, Lebensbilder aus dem deutschen Südwesten
Der Schelling und der Hegel
Der Schiller und der Hauff
Das ist bei uns die Regel
Das fällt uns gar nicht auf
Zusammenstellung und Erläuterungen: Heiner Jestrabek
Inhalt Seite:
0.0. Intro 3
1.0 Bauernkriege und Reformation 4
1.1 Der Arme Konrad 4
1.2 Bauernkrieg 1525 5
1.3 Geyers Schwarzer Haufen 5
1.4 Lied der Bauern 6
1.5 Blutrache zu Weinsberg 6
1.6 B. Fr. W. Zimmermann 8
1.7 Reformation 9
1.8 Papstaustreiben 9
1.9 Stuttgart wird evangelisch 10
2.0 Absolutismus und Aufklärung 12
2.1 Die Herren aus dem Hause Württemberg (I) 12
2.2 Schwäbische Bauernklage 12
2.3 Ch. F. D. Schubart 13
2.4 Hohen-Asperg und Joseph Süß-Oppenheimer 19
2.5 Wilhelm Ludwig Wekhrlin 19
2.6 Georg Michael La Roche 21
2.7 Christoph Martin Wieland 21
2.8 Friedrich Schiller 24
2.9 Friedrich Hölderlin 26
2.10 Eulogius Schneider 27
2.11 Deutsche Jakobiner 28
2.12 Politische Zersplitterung 32
3.0 Romantik und Vormärz 33
3.1 Die Herren aus dem Hause Württemberg (II) 33
3.2 Tahitigesellschaft 33
3.3 Albrecht Ludwig Berblinger 34
3.4 Mergentheimer Sturm
3.5 Eduard Mörike 34
3.6 Friedrich List 35
3.7 Justinus Kerner und die Schwäbische Dichterschule 36
3.8 Theobald Kerner 37
3.9 Ludwig Uhland 38
3.10 Die Philosophen Hegel und Strauß 39
3.11 Karl Bartholomäus Weitzmann 40
3.12 Karl Julius Weber 40
3.13 Friedrich Theodor Vischer 40
4.0 Die Revolution 1848/49 42
4.1 Flugschrift 45
4.2 Georg Herwegh 45
4.3 Franz Hopf 49
4.4 Ludwig Schaller 50
4.5 Gottlieb Rau 51
4.6 Hermann Kurz 51
4.7 Ludwig Pfau 54
4.8 Friedrich Albert 56
5.0 Kirchenleben und Schule 57
5.1 Das arme Dorfschulmeisterlein 58
5.2 Die Herren aus dem Hause Württemberg (III) 58
6.0 Sozialisten 59
6.1 Albert Dulk 59
6.2 Jakob Stern 59
6.3 Julius Motteler 60
6.4 Internationaler Sozialistenkongress 1907 61
6.5 Clara Zetkin 63
6.6 Friedrich Westmeyer 64
7.0 20. Jahrhundert 65
7.1 Hermann Hesse 65
7.2 Albert Einstein 66
7.3 Fritz Rück 67
7.4 Edwin Hoernle 69
7.5 Else Kienle 72
7.6 Friedrich Wolf und Lilo Hermann 73
7.7 Gerneralstreik in Mössingen 75
7.8 Hans Gasparitsch 77
7.9 Johann Georg Elser 78
7.10 Hans und Sophie Scholl 79
8.0 Neuere Zeit 81
8.1 Hannes Stütz 81
8.2 Roman Ritter 81
8.3 Margarete Hannsmann 82
8.4 Uwe Zellmer 83
8.5 Erhard Jöst 85
8.6 Karl-Heinz Kreutzer 85
8.7 Ekkes Frank 86
8.8 Peter Grohmann 87
8.9 Thomas Felder 88
8.10 Hellmut G. Haasis
9.0 Quellen und weiterführende Literatur 91
0.0. Intro
Dass Schwaben das Land der Dichter und Denker ist, scheint sich herumgesprochen zu haben. Aber Schwaben und Rebellentum? Vielen scheint diese Verbindung geradezu antagonistisch. Heinrich Heine spottete genial über die biederen Schwaben. Dabei gibt es gar nicht wenig Zeugnisse kritischen Geistes und Handelns:
Der Schelling und der Hegel
Der Schiller und der Hauff
Das ist bei uns die Regel
Das fällt uns gar nicht auf
... ganz zu schweigen von: Wieland, Hölderlin, Mörike, Uhland, Pfau, Herwegh, Hesse, Walser, Brecht, Enzensberger, Margarete Hannsmann, Troll, u.v.a.m. Es gab einfach zu viele Dichter, Denker und einfache Leute in unserer Region, die - jeder auf seine Art - Rebellion formulierten.
Der Historiker Veit Valentin charakterisierte 1931 das Land Württemberg und seine Einwohner so: „Weinbauern und Reichsstädter, Hofbedienstete und Universitätsverwandte, Höfler von der Alb, Obstpflanzer und Ackerbürger vom Kocher, Untertanen vormalig von Reichsfürst und Reichsfreiherr, von Fürstabt und Deutschem Orden, alles aber von der Donau bis zum Neckar rechte Schwaben, nur wenige Franken im Norden und Alemannen im Süden ... Das Volk der Käuze und Grobiane, der Glaubenseiferer und Versedrechsler, das Volk der vorsichtigen unermüdlichen Tatkraft, in Nachbarfehden zersplittert und zerzankt, in seinem Besten aber einig und überraschend an Kraft und innerem Reichtum, das Volk, das die wunderlichst geschnitzten Murrköpfe und Sauertöpfe, Kreuzschläger und Quertreiber, Kampfhähne und Lastermäuler, Vaganten und Pfahlbürger hervorgebracht hat, dem aber ebenso sehr dichterisch lebendigste Gestaltung, gedanklich tiefste Erkenntnis erreichbar war. Die Schreiber waren hier schreibseliger, die Schulmeister wissensstolzer, die Pfarrherren wortgewaltiger, die Advokaten rechthaberischer, die Bauern geiziger, die Kaufleute raffiger als sonstwo in Deutschland, ein Fremder kam niemals recht hinein und wurde keinesfalls fertig. Aber gekonnt und geschaffen wurde etwas hier, gebastelt und geschmiedet, gerodet und gepflanzt, gebaut und gerichtet.“
Regionale Geschichte ist gar nicht so selten die Spielwiese von Konservativen, von denen, die „die guten alten Zeiten“ beschönigen und idealisieren. Deshalb soll hier eine Auswahl von Gedichten, Texten und Lebensbildern von Rebellen und Dichtern in Schwaben (und gar nicht wenigen „Zugereisten“), bekannte und unbekannte, mit hoher und weniger hoher Kunstfertigkeit, dokumentiert werden. Obwohl der schwäbische Sprachraum größer ist, grenzt sich diese Auswahl auf das historische Württemberg und die angrenzenden Gebiete ein. Provinziellem Denken soll hier nicht das Wort geredet werden. Auch in anderen Regionen gibt es solche erinnerungswürdigen Zeugnisse. Dieser Streifzug durch fünf Jahrhunderte Opposition, verbunden mit regionaler Nähe und Besonderheit, soll Spaß an Literatur und Regionalgeschichte bereiten und demokratisches Denken befördern.
Heiner Jestrabek Herbst 2003